Montag, 28. Juli 2014
Ein Wochenende in... Lviv
Zugegeben, buffu hatte zunächst ein bisschen Angst davor, in die Ukraine zu reisen.

Dass während der Busfahrt vor ihr zwei stark alkoholisierte ukrainische Männer, die sich den Schnaps hinterkippten, und hinter ihr zwei Männer, die aussahen, als gehörten sie der litauischen Mafia an, saßen, machte es nicht besser.

Die Passkontrollen an der Grenze zogen sich zäh wie alter Kaugummi, wobei die Mimik der Grenzsoldaten nicht weniger einschüchternd wirkte wie buffus Mitreisende.

Doch Lviv machte in kürzester Zeit alles wett! Die Stadt ist wunderschön und architektonisch Kraków sehr ähnlich. Um den mittelalterlichen Stadtkern herum legt sich Schicht um Schicht Renaissance, Barock, der Stil des Habsburger Reiches und weit draußen der Realsozialismus.







Die Menschen in Lviv sind ebenso streng religiös wie in Kraków. Das zeigt sich in der Anzahl und Pomphaftigkeit der Kirchen. Selbst der Personenkult um den nun Hl. Papst Johannes Paul II hat es hierher geschafft.







Natürlich wanderte buffu ausgiebig durch das Stadtzentrum, sog sämtliche Eindrücke auf wie ein Hochleistungsstaubsauger und staunte und genoss und erlebte.

Das prächtige Opernhaus.



Das ehemalige städtische Munitionslager, heute ein Museum über Waffen.



Der Potocki-Palast, der heute Gemälde aus dem Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert beherbergt, erinnert stark an Schloss Sanssoucis.





Während buffu über das knarzende Parkett durch die Säle spazierte, erklang wundervolle Klaviermusik aus dem Spiegelsaal. Ein junger Mann probte hingebungsvoll, beobachtet von einer jungen Frau.

In der Nationalgalerie der Künste bestaunte buffu Kunstschätze von polnischen, ungarischen, russischen, deutschen etc. Künstlern des 18. und 19. Jahrhunderts. Und Meister Pinsel, ukrainischer Maler, darf nicht vergessen werden.



Als sich buffu einem Raum näherte, ertönte ein gleichmäßiges Schnarchen: die ältere Dame, die als Aufpasserin arbeitete, saß zusammengesunken auf ihrem Stuhl. Das Kinn war auf die Brust gekippt und ihr Schnarchen erfüllte den Raum. :-)

Dann stolperte buffu in das 7. Internationale Lviver Kurzfilmfestival "Wiz-Art". Das war so spannend, dass buffu bis in den späten Abend hinein blieb. Danach begegnete buffu einer einheimischen Filmfestbesucherin, die ebenso allein war, woraufhin sie beschlossen, den restlichen Abend zusammen zu verbringen. Am Rynok sitzend, mit köstlichem ukrainischen Bier versorgt entwickelte sich eine lange und lebhafte Unterhaltung bis in den frühen Sonntagmorgen.

Vom Krieg ist oberflächlich nichts zu spüren. Doch unter der Oberfläche von Alltag und Normalität brodelt es. Buffu hatte Gelegenheit, mit einigen Menschen darüber zu sprechen: junge Männer, die auf Heimaturlaub sind und Grausames erlebt haben im Osten. Junge Menschen, die studieren oder arbeiten, die um ihre Angehörigen und Freunde im Osten bangen. Was viele eint, ist ein starker ukrainischer Nationalismus, der "den Russen" als ultimatives Feindbild konstruiert. Wer etwa Russisch spricht, dem schlägt heftiger Hass entgegen.

Die Verehrung Stepan Banderas ist in Lviv allgegenwärtig, der von den einen (überwiegend in der Westukraine) als Nationalheld gefeiert, von den anderen als Nazikollaborateur abgelehnt wird. "Mein Kampf" kann man auf dem Flohmarkt kaufen. Bevor man das Restaurant "Kryjivka" (Hort der Verehrung der Ukrainischen Untergrundarmee während des Zweiten Weltkriegs) betreten darf, fragt ein "bewaffneter" Türsteher, ob man Russe oder Ukrainer sei. Und die Warteschlange vor diesem Restaurant ist jeden Tag schockierend lang..

Die Tage in Lviv waren sehr ereignisreich, bewegend, nachhaltig und die Eindrücke sind noch sehr lebendig. Buffu hat Blut geleckt und möchte zurück in die wilde Ukraine. Irgendwann. Bald.

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Der Wawel
Immer war er da für buffu. Ob Sonne oder Regen, er war für buffu eine feste Bank. Aus diesem Grund widmet buffu diesen Eintrag dem Wawel.

Er ist ein Hügel (Wzgórze Wawelskie) am Fuße der Weichsel,



der von einer hohen, dicken, uneinnehmbaren Backsteinmauer umgeben ist, die nur von noch höheren Verteidigungstürmen durchbrochen ist und







auf dem sich das Königsschloss (Zamek Królewskie), im Renaissancestil erbaut mit riesigem Arkadeninnenhof,



sowie eine riesige Kathedrale befinden







und der als beliebter Aussichtspunkt dient.

Außerdem lebte der Legende nach ein Drache in einer Höhle (Smocza Jama) unter dem Wawel, der sich vorwiegend von Jungfrauen ernährte. Smok, so sein Name, erschrickt heutzutage als Statue am liebsten Kinder, indem er alle zehn Minuten ein bisschen Feuer röchelt.



Eine weitere Legende rankt sich um ein Stück Hauswand im Innenhof des Schlosses.



Steht man eine Weile daneben, sieht man einige Leute die wildesten Verrenkungen vollführen. Viele belassen es aber dabei, die nackte Wand zu berühren. Und warum? Um kosmische Energie zu empfangen! Das Wawel-Chakra zieht jedes Jahr zahllose Menschen an, Esoteriker und Yogis wohl am ehesten, die auf Erleuchtung hoffen, oder so..

Oh Wawel, buffu wird dich sehr vermissen.

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