Sonntag, 31. Januar 2016
Wenn's um Geld geht...
buffuannbuffu, 21:25h
Buffu hat einen Termin bei ihrem Geldinstitut. Eigentlich will sie nur die Chancen ausloten, an eine Kreditkarte für das nächste große Auslandsabenteuer zu kommen.
Der Weg führt über einen unangekündigten Finanzcheck. Buffu versteht zwar nicht genau, was es in ihrem Fall zu prüfen gibt. Aber sei's drum.
Die nette Finanzberaterin hat einen angehenden Finanzberater im zweiten Lehrjahr an ihrer Seite: „Der Jonas* unterstützt mich heute bei dem Finanzcheck. Ich hoffe, dass Sie damit einverstanden sind?“ Der Junge macht also eine Lehre bei der Bank. Was ganz Solides. Aber sei's drum. „Nö, geht schon in Ordnung.“
So sitzt buffu zwei Finanzberatern gegenüber, die sogleich enthusiastisch loslegen. Wie toll doch die Filialen des Geldinstituts im Landkreis vernetzt seien. Wie toll sich das Geldinstitut für die Region einsetze. Und wie toll doch dieser Finanzcheck für die Kunden sei.
Freudig deuten sie mehrmals auf eine bunte Pyramide aus Holz, die auf dem Tisch zwischen uns steht. Buffu erinnert sie an die bunten Ernährungspyramiden, wie sie auf Cornflakesverpackungen aufgedruckt sind. Das Fundament ist grün: Obst und Gemüse. Dann folgt gelb: Getreideprodukte. Die nächsthöhere Stufe ist orange: Fleisch. Das Dach ist signalrot: Süßkram.
Doch im Kontext von Finanzen bedeuten die Farben von unten nach oben gelesen: Service und Liquidität, Absicherung Ihrer Lebensrisiken, Altersvorsorge, Vermögen bilden.
Now goes it right lose. Vorsichtig fragt die Finanzberaterin nach buffus Einkommen. Sie rechnet vor: „10 Prozent des monatlichen Einkommens sollten zurückgelegt werden. Davon wiederum sollte die Hälfte für die private Altersvorsorge genutzt werden. Aber bei Ihnen trifft die Rechnung so natürlich noch nicht zu.“ Wird sie wahrscheinlich nie, korrigiert buffu in Gedanken.
Obschon es (zumindest nach buffus Einschätzung) immer offensichtlicher wird, dass der Finanzcheck ziemlich sinnlos ist, fahren beide unbeirrt fort.
Liquidität: check.
Die Stufe Lebensrisiken beinhaltet Fragen zum Versicherungsschutz. Berufsunfähigkeitsversicherung? Buffumutter hat da irgendwann mal was abgeschlossen. Unfallschutz? Hat buffu bestimmt. Krankenzusatzversicherung? Schulterzucken. Private Haftpflichtversicherung? Kann sein. Hausratversicherung? Buffu muss lachen. Wozu? Für das prähistorische Mobiltelefon (hat vielleicht bald Sammlerwert)? Für den toten tragbaren Rechner?
Dennoch: check.
An die Punkte Altersvorsorge und Vermögen bilden kann sich buffu kaum mehr erinnern. Riestern und Rüruppen kamen vor. Und Fragen nach Bausparverträgen, Immobilienkauf (nicht in diesem Leben!), Autokauf (falsch, Autoverkauf! Der Bulli gammelt seit über einem Jahr kaputt, denkt buffu betrübt), Familie gründen (guter Witz!) prasseln auf buffu ein.
Sorry, wenn buffu nicht in das von gewieften Finanzexperten entwickelte Finanzcheck-Schema passt. Was ist denn jetzt mit der Kreditkarte?
Die Finanzberaterin erklärt, dass buffu das Konto zum Studententarif nicht mehr lange nutzen darf. „Sie sind ja schon etwas älter...“ setzt sie an. „Ja, nennt sich Langzeitstudentin“ kommentiert buffu vergnügt. „Aber Sie haben ja immer was gemacht, oder?“ fragt sie. Häh? Was soll die Frage? Natürlich hat buffu immer was gemacht, buffu war zwischendrin ja nicht tot, oder so.
Das Onlinebanking sei eine gute Alternative. „Jeder junge Mensch hat ja heutzutage ein Smartphone“, gibt sie sich überzeugt. Ah, mmh, nun, buffu nicht. Für einen kurzen Moment herrscht Stille. Doch im nächsten Augenblick haben sich die Beiden gefangen und lächeln. Man einigt sich auf das SMS-TAN-Verfahren. „TAN steht für Transaktionsnummer“, erläutert die nette Finanzberaterin. "What you not say", denkt buffu genervt.
Nach einer geschlagenen Stunde Herum(be)raterei entwickelt sich das Gespräch in die gewünschte Richtung. „Ich muss mich schlau machen, ob Sie eine eigene Kreditkarte bekommen können. Eventuell müssen wir das über Ihre Mutter laufen lassen“, erläutert die nette Finanzberaterin. Aha.
Das war's. Wichtigtuerisches Händeschütteln. Man verabredet sich zu einem neuen Termin im Februar.
Eine Erkenntnis bleibt:
buffu fällt durch das bürgerliche Raster.
Und findet's ziemlich geil.
*Name geändert
Der Weg führt über einen unangekündigten Finanzcheck. Buffu versteht zwar nicht genau, was es in ihrem Fall zu prüfen gibt. Aber sei's drum.
Die nette Finanzberaterin hat einen angehenden Finanzberater im zweiten Lehrjahr an ihrer Seite: „Der Jonas* unterstützt mich heute bei dem Finanzcheck. Ich hoffe, dass Sie damit einverstanden sind?“ Der Junge macht also eine Lehre bei der Bank. Was ganz Solides. Aber sei's drum. „Nö, geht schon in Ordnung.“
So sitzt buffu zwei Finanzberatern gegenüber, die sogleich enthusiastisch loslegen. Wie toll doch die Filialen des Geldinstituts im Landkreis vernetzt seien. Wie toll sich das Geldinstitut für die Region einsetze. Und wie toll doch dieser Finanzcheck für die Kunden sei.
Freudig deuten sie mehrmals auf eine bunte Pyramide aus Holz, die auf dem Tisch zwischen uns steht. Buffu erinnert sie an die bunten Ernährungspyramiden, wie sie auf Cornflakesverpackungen aufgedruckt sind. Das Fundament ist grün: Obst und Gemüse. Dann folgt gelb: Getreideprodukte. Die nächsthöhere Stufe ist orange: Fleisch. Das Dach ist signalrot: Süßkram.
Doch im Kontext von Finanzen bedeuten die Farben von unten nach oben gelesen: Service und Liquidität, Absicherung Ihrer Lebensrisiken, Altersvorsorge, Vermögen bilden.
Now goes it right lose. Vorsichtig fragt die Finanzberaterin nach buffus Einkommen. Sie rechnet vor: „10 Prozent des monatlichen Einkommens sollten zurückgelegt werden. Davon wiederum sollte die Hälfte für die private Altersvorsorge genutzt werden. Aber bei Ihnen trifft die Rechnung so natürlich noch nicht zu.“ Wird sie wahrscheinlich nie, korrigiert buffu in Gedanken.
Obschon es (zumindest nach buffus Einschätzung) immer offensichtlicher wird, dass der Finanzcheck ziemlich sinnlos ist, fahren beide unbeirrt fort.
Liquidität: check.
Die Stufe Lebensrisiken beinhaltet Fragen zum Versicherungsschutz. Berufsunfähigkeitsversicherung? Buffumutter hat da irgendwann mal was abgeschlossen. Unfallschutz? Hat buffu bestimmt. Krankenzusatzversicherung? Schulterzucken. Private Haftpflichtversicherung? Kann sein. Hausratversicherung? Buffu muss lachen. Wozu? Für das prähistorische Mobiltelefon (hat vielleicht bald Sammlerwert)? Für den toten tragbaren Rechner?
Dennoch: check.
An die Punkte Altersvorsorge und Vermögen bilden kann sich buffu kaum mehr erinnern. Riestern und Rüruppen kamen vor. Und Fragen nach Bausparverträgen, Immobilienkauf (nicht in diesem Leben!), Autokauf (falsch, Autoverkauf! Der Bulli gammelt seit über einem Jahr kaputt, denkt buffu betrübt), Familie gründen (guter Witz!) prasseln auf buffu ein.
Sorry, wenn buffu nicht in das von gewieften Finanzexperten entwickelte Finanzcheck-Schema passt. Was ist denn jetzt mit der Kreditkarte?
Die Finanzberaterin erklärt, dass buffu das Konto zum Studententarif nicht mehr lange nutzen darf. „Sie sind ja schon etwas älter...“ setzt sie an. „Ja, nennt sich Langzeitstudentin“ kommentiert buffu vergnügt. „Aber Sie haben ja immer was gemacht, oder?“ fragt sie. Häh? Was soll die Frage? Natürlich hat buffu immer was gemacht, buffu war zwischendrin ja nicht tot, oder so.
Das Onlinebanking sei eine gute Alternative. „Jeder junge Mensch hat ja heutzutage ein Smartphone“, gibt sie sich überzeugt. Ah, mmh, nun, buffu nicht. Für einen kurzen Moment herrscht Stille. Doch im nächsten Augenblick haben sich die Beiden gefangen und lächeln. Man einigt sich auf das SMS-TAN-Verfahren. „TAN steht für Transaktionsnummer“, erläutert die nette Finanzberaterin. "What you not say", denkt buffu genervt.
Nach einer geschlagenen Stunde Herum(be)raterei entwickelt sich das Gespräch in die gewünschte Richtung. „Ich muss mich schlau machen, ob Sie eine eigene Kreditkarte bekommen können. Eventuell müssen wir das über Ihre Mutter laufen lassen“, erläutert die nette Finanzberaterin. Aha.
Das war's. Wichtigtuerisches Händeschütteln. Man verabredet sich zu einem neuen Termin im Februar.
Eine Erkenntnis bleibt:
buffu fällt durch das bürgerliche Raster.
Und findet's ziemlich geil.
*Name geändert
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