Montag, 30. Juni 2014
Friedhof und Museum
Ihren Sonntagsspaziergang unternahm buffu auf dem riesigen städtischen Friedhof Rakowicki. Wo denn auch sonst?



Staunend angesichts der pompös-famös-monströsen letzten Ruhestätten der Dahingeschiedenen, darunter etliche bekannte Persönlichkeiten Krakaus und Polens, stromerte buffu umher.







Manch einer scheint es indes nicht abwarten zu können. Da sind der Name und das Geburtsdatum bereits auf dem Grabstein eingraviert.. Kein Witz.

Nun war buffu schon einmal in der Nähe, da ging's gleich noch in das Museum über die "Armia Krajowa" (AK), die polnische Heimatarmee.

Diese geheime, sich aus Freiwilligen rekrutierende Militärorganisation agierte während des Zweiten Weltkrieges im besetzen Polen aus dem Untergrund, in dem sie etwa Sabotageakte gegen die Besatzer verübte und die westlichen Alliierten europaweit militärisch und geheimdienstlich unterstützte.





Das Ziel der AK war die Errichtung eines souveränen, unabhängigen Staates Polen. Nur entsprach diese Forderung so überhaupt nicht den Vorstellungen der Sowjets. Also wurden kurzerhand alle AK-Mitglieder nach 1945 verfolgt, verknackt, vernichtet.



Die Ausstellung ist höchst informativ. Und sonntags ist der Eintritt frei. Buffu findet: sehr empfehlenswert. :-)

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Mittwoch, 25. Juni 2014
MOCAK ist Kunst
Endlich sind die Prüfungen vorbei. Buffu belohnt sich daraufhin mit Erdbeeren (truskawki) und Süßkirschen (czeresnie), kiloweise.





Außerdem muss sich buffu an die viele freie Zeit gewöhnen, die so plötzlich hereingebrochen ist. Statt der vorherigen Überforderung und der stets latenten Bedrohung, einem Burnout anheim zu fallen, droht nun der diametrale Gegensatz: der "Boreout", also das lethargische Dahinkrepeln in den eigenen vier Wänden.

Der Besuch im MOCAK war ein wichtiger Versuch, dem häuslichen Siechtum entgegenzusteuern.



Die Buchstaben kürzen galant die Bezeichnung "Museum of Contemporary Art Kraków" (Museum für Gegenwartskunst Krakau) ab.

Das Gebäude befindet sich in direkter Nachbarschaft zur ehemaligen Fabrik Oskar Schindlers und beherbergt teils lustige, teils nachdenkliche, teils verschrobene Exponate verschiedener, vorwiegend polnischer Künstler des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts.

Derzeit gibt es neben der Dauerausstellung eine Sonderausstellung über Kunst und Kriminalität, die doch ziemlich verstörende Bilder, Fotografien, Installationen und Videokunst zeigt.



Irgendwie war buffu dann doch froh, den künstlerischen Interpretationen unterschiedlichster Straftaten entkommen zu sein. Naja, immerhin ist dienstags immer "wstep wolny", also Eintritt frei.

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Donnerstag, 20. März 2014
Pan Oskar und die Okkupation
Es herrschte norddeutsches Schietwetter, als ich mich zu einem Museum aufmachte, das eine Ausstellung über Krakau unter der Nazi-Okkupation 1939-1945 zeigt.

Das Gebäude, das das Museum beherbergt, ist, historisch betrachtet, eng verwoben mit dieser Zeit: es ist die ehemalige Deutsche Emaille-Warenfabrik (D.E.F.) des Oskar Schindlers.





Die Ausstellung beginnt zeitgeschichtlich 1918, dem Jahr der Unabhängigkeit Polens. Zuvor war das Land für etwa 200 Jahre von jeder Europakarte getilgt worden.

Krakau zählt während der 1920er Jahre zu einer der vielen aufstrebenden Städte in Polen, politisch, ökonomisch, kulturell.

Mit dem Überfall Polens beginnt das große Elend, dessen nähere Beschreibung ich mir erspare.

Beeindruckend war es, eine andere Erinnerungskultur kennenzulernen. Die Herangehensweise an die Konstruktion dieser spezifischen Vergangenheit, die Art und Weise, wie erinnert wird, unterscheidet sich von der deutschen Form.

Hier bin ich auf krasseste Weise mit der riesigen Propaganda-Maschinerie der Nazideutschen konfrontiert worden, vielfach in Farbe. Außerdem werden Besucher regelrecht torpediert mit der Swastika.





Genauso beeindruckend waren die etlichen zusammengetragenen Dokumente, die den Krieg sowie den Stalinismus und dann den Sozialismus überdauert haben:

Etwa Blaupausen über die Umgestaltung des Marktplatzes, Kriegsgefangenenpost, Briefe von Häftlingen aus den Lagern, Fotoalben, Straßenschilder, Flugblätter, Bücher, darunter Mein Kampf.

Ein kleiner Teil der Ausstellung widmet sich Oskar Schindler. Sein Arbeitszimmer mit Schreibtisch ist nachgestellt worden.



An die Arbeiter und an die Emaille-Herstellung selbst wird mit einem riesigen Glaskasten erinnert, der bis zum Rand mit Emaille gefüllt ist.



Nach fast vier Stunden spuckte mich das Museum auf die Straße. Ich stand im strömenden Regen. Das Wetter entsprach sodann meinem Gemüt.

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