Montag, 16. Mai 2016
Kratie
buffu hits the provinces.

Nach acht Stunden Busfahrt, an der Grenze zu Viet Nam entlang schrammend, auf teils rotbraunen, staubigen Schotterpisten erreicht buffu die Stadt Kratie (sprich: Kratschäh), ca. 350 Kilometer nordöstlich von PP und direkt am Mekong.



Auf der Ladefläche des Pritschenwagens sitzend donnern wir frühmorgens nordwärts den Fluss herauf und entlassen hinter Kampi Kajaks ins Badewannen warme Wasser.



Wasserbüffel schauen uns neugierig, im Schilf versteckt, zu. Pause am sandigen Ufer, dann ziehen wir durch geflutete Wälder und kämpfen uns durch Stromschnellen.

Am Ende sind da Irrawaddy-Delfine, eine stark bedrohte Art, von denen schätzungsweise nur noch 85 Exemplare im Mekong leben.

Scheu drehen sie ihre Runden. Wir verharren starr und verzückt im Kajak.

Anderntags besteigen wir einen alten Lastenkahn und lassen uns auf die Insel Koh Trong schippern.



Mit dem Fahrrad geht es über die Insel. Vorbei an Stelzenhäusern aus Holz, mit Wellblech- oder Strohdach. Vorbei an blühenden Vorgärten, in denen Bananen- und Mangobäume wachsen. Vorbei an Kindern, die uns aufgekratzt zuwinken und uns stolz ihre Englischfetzen entgegenbrüllen: Hellooo! Bye bye!



Felder und weiße Rinder, Wats und Mönche, zuletzt ein schwimmendes vietnamesisches Dorf.



buffu erfährt, dass die vietnamesische Minderheit über sehr wenige politische und soziale Rechte verfügt. Die Meisten besitzen noch nicht einmal eine Geburtsurkunde oder einen Pass, sind faktisch staatenlos. Viele Khmer hegen starke Ressentiments gegen die in Kambodscha lebenden Vietnamesen.

Nachdenklich besteigt buffu ein letztes Mal das Fahrrad und schafft es über den Mekong Discovery Trail (Mekong Entdeckungspfad) bis zu den Kampi Rapids sowie zu den in jeder Trockenzeit aufs Neue errichtete Strohhütten.



Zur Belohnung schaut buffu Sonnenuntergang. Währenddessen haben Mönche ihre leuchtend orangefarbenen Gewänder ins Schilf gehängt und baden im Mekong. Fledermäuse kreisen unruhig umher.

buffu gönnt sich ein Angkor Bier, Longan, eine nahe Verwandte der Lychee sowie krolan. Reis wird in Kokosmilch gekocht und dann mit einigen Sojabohnen in ein kurzes Bambusrohr gestopft.



Kratie und Umgebung verzaubern gar sehr.

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Donnerstag, 12. Mai 2016
Phnom Penh
Heiß, dreckig, laut, stickig, teuer und faszinierend zugleich.

Manchmal hängt beißender Geruch von Kloake in der Luft, dass es buffu alle Sinne verschlägt.

Müllberge türmen sich am Straßenrand. Schlanke Katzen und pummelige Hunde streunern umher. Makaken balancieren auf Stromkabeln, die wie Lianen über Straßenkreuzungen baumeln.





Fette, glänzende SUVs schieben sich durch die Stadt und parken die Gehwege zu. Dazwischen bieten unzählige Straßenhändler ihre Waren an und Tuk-Tuks und Motorroller flitzen vorbei.



Als Fußgänger ist man ein Niemand. PP ist voll motorisiert. Das Leben spielt sich vorrangig auf der Straße ab.

PP ist gleichsam eine Stadt harscher Kontraste. Einerseits sind da herrliche buddhistische Tempelanlagen, piekfeine Hotels und teure Restaurants.



Andererseits sind dort schäbige Wohnhäuser, die sofort einzustürzen drohen. Und abgemagerte Menschen, die im Müll wühlen.



Die ausländischen Direktinvestitionen aus China in den lokalen Bausektor scheinen endlos zu sprudeln. Überall werden Hochhäuser aus dem staubigen Boden gestampft.



Die Straßen tragen zwar Namen. Zum Beispiel ist da der Charles de Gaulle Boulevard gleich neben dem Mao Tse Tung Boulevard. Aber sie sind zusätzlich durchnummeriert in eigentümlicher Weise: horizontal finden sich Straßen mit geraden Zahlen, vertikal sind die ungeraden.



Die vielen Märkte beeindrucken. Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch, Krabben, Muscheln, Hühner, Klamotten und gefälschte Gucci Taschen, falsche Marken auch bei Sonnenbrillen und Armbanduhren. Ein Meer an nutzlosem Nippes im Psar Thmei und Psar Tuol Tom Pong. Eisblocklieferant scheint ein hoch angesehener Beruf hierzulande zu sein.

Was nervt: die Tuk-Tuk-Fahrer. Ungefähr 100 Mal täglich wird buffu gefragt: Hello Lady, Tuk-Tuk?

Was aufwühlt: Tuol Sleng (auch S-21) sowie die Killing Fields von Choeung Ek. Von 1975 bis 1979 unterwarf Pol Pot das Land unter die Terrorherrschaft der Roten Khmer. So viele Menschen wurden gefoltert und abgeschlachtet.





Das kollektive Gedächtnis ist nachhaltig geformt. Ein anderes Element ist der Personenkult um König Norodom Sihamoni. Der hat am 14. Mai Geburtstag. Es wird von Staats wegen drei Tage lang gefeiert. Da einer der Feiertage auf einen Sonntag fällt, ist der Montag gleich mit frei.



Diese Stadt ist verrückt, ein Kulturschock ist garantiert.

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Mittwoch, 4. Mai 2016
Vokabel des Tages
In Singapura begegnet man häufig Verbots- und Gebotsschildern, deren Text in vier verschiedene Sprachen übersetzt ist: Englisch, Mandarin-Chinesisch, Malay und Tamil.

Das folgende Schild dient der Illustration.

Die Katze ist krank. Bitte nicht füttern.



In KL (Kay El) schnappt buffu darüber hinaus ein paar, ins Malay integrierte englischstämmige Wörter auf:

kopi - coffee
bas - bus
stesen - station

Es ist allzu offensichtlich, dass Malaysia und Singapura einmal unter dem Einfluss der britischen Krone gestanden haben, nicht zuletzt wegen des Linksverkehrs.

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Montag, 2. Mai 2016
KL Intermezzo
buffu steigt in einen Bus und ist sieben Stunden später in Kuala Lumpur, Malaysia.

Diese Stadt ist auf ihre Art mindestens genauso verrückt wie Singapur. Weniger geordnet, dreckiger und lauter als Letztere. Der Islam ist Staatsreligion. In den Zügen des öffentlichen Nahverkehrs gibt es Abteile nur für Frauen. Fußgänger haben keine Rechte. Die Ampeln funktionieren sowieso nie. "You have to see the gap and run," rät ein Engländer im Vorbeilaufen.

Fünf Mal täglich hallt der Singsang des Muezzins durch die Straßen, um zum Gebet zu rufen. Gott ist groß. In dem Wirrwarr der Straßen reihen sich Hotels, kleine Lebensmittelgeschäfte, Wechselstuben, Elektrogeschäfte und Restaurants endlos aneinander. Mehrheitlich sind Männer unterwegs. Die wenigen Frauen tragen Hijab, manche sogar Niqab.

buffu lernt Hanna aus Marokko kennen, die für UNICEF seit drei Jahren in Darfur arbeitet. Wir verbringen gemeinsam die Zeit. Ein Freund von ihr, Ahmad aus Khartoum, begleitet uns. Er lebt seit mehr als zehn Jahren in KL.

Am Mayday stolpert buffu in eine Kundgebung malaysischer Gewerkschafter und Menschenrechtler, soweit buffu die Texte der Plakate interpretieren kann. Und sie wandert durch die Stadt. Durch Chinatown und KLCC, sieht die über 400 Meter hohen Petronas Türme, den alten Markt und den Merdeka Platz. 

buffu trinkt einen der besten Mango Lassi überhaupt, isst ansonsten mit Vorsicht. Mach mir den Merlion-Geschichten kursieren als häufiges Tischgespräch im Gemeinschaftsraum des Hostels. 

Jalan Alor in Bukit Bintang. Essen satt.



Vogelkäfige in Jalan Sultan, Chinatown.



Das Sultan Abdul Samad Building, Malaysias Unabhängigkeit von den Briten wurde hier deklariert. Danach wurde es lange als Gerichtsgebäude genutzt. Heute bewohnt ein Ministerium das Haus.



Die Moschee Masjid Jamek sowie die Flüsse Klang und Gombak vor Hochhauskulisse.



Masjid Negara (Nationale Moschee) ist der Moschee Al-Masjid al-Haram in Mekka nachempfunden und soll 15.000 Gläubigen Platz bieten. buffu war aber nicht drin, sie weigert sich, ein Kopftuch zu tragen.



Der alte KL Bahnhof aus dem Jahr 1910. Wunderschöne Architektur mit offensichtlich islamischen Einflüssen. Leider sehr heruntergekommen.



Müll im Fluss vor Reisebussen.



Die Batu Höhlen, etwa 15 Kilometer nördlich des Stadtzentrums gelegen. Die größten Kalksteinhöhlen ihrer Art beherbergen mehrere Hindutempel. Und immer hungrige Makaken. Total abgefahren.







Morgen geht es zurück nach Singapur.  

tbc.

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Samstag, 23. April 2016
Singapore Sling und Slang
Im Jahr 1915 wird an der Long Bar des Raffles Hotel ein Cocktail für Damen der höheren Gesellschaftsschicht ersonnen. Der auf Gin basierende Singapore Sling steht seither auf der ordinären Cocktailkarte.

So sieht der Geburtsort aus.



Etwas, das buffu mittlerweile sehr gern trinkt, ist Bubble Tea. Mit Milch oder ohne, in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen, aber vor allem mit Tapiokaperlen angereichert. Eine Geheimwaffe gegen die schwüle Hitze.



Wo Getränke sind, ist Essen nicht weit. buffu löffelt Lotussuppe und futtert Blätterteigtaschen, die gefüllt sind mit süßer Rote-Bohnen-Paste oder mit Kaya (Kokosmarmelade). Es gibt Muffins mit Grünteegeschmack, frittierte Bananen und Süßkartoffel. Zum Dessert wird ein Quader Eiscreme in einer Toastscheibe gereicht.

Die erste Woche geht zu Ende. buffu war in Little India und in Kampong Glam, dem arabischen Viertel.



Die imposante Sultan Moschee brutzelt in der Nachmittagssonne.



buffu fuhr nach Changi Village und setzte mit dem Boot über nach Pulau Ubin, einer kleinen Insel nordöstlich der Hauptinsel. Regenwald und Mangroven wachsen dort. Unzählige exotische Vögel tirillieren in den Baumwipfeln und Wildschweine grunzen im Unterholz. Bunte Schmetterlinge schwirren herum und Makaken streiten lauthals um Kokosnüsse.



Anderntags wagte sich buffu in die Orchard Road. Die Oxford Street in London ist ein Fliegenschiss gegen dieses Inferno von Shoppingmalls. buffu zählte 44 ihrer Art auf dem Stadtplan allein in diesem Areal. "Ich konsumiere, also bin ich." buffu macht im Angesicht dieser Konsumtempel den Merlion.



Abschließend gab es Bildende Kunst in der National Gallery sowie ein kostenloses Konzert vor dem Theater Esplanade.



Soviel zu "Sling". buffu kommt zum Slang (der anglizierte Släng).
Das multikulturelle Singapur hat einen eigenständigen Dialekt: Singlish, das Englisch mit Malay und Hokkien vermischt. Beispiele sind:

Lah - steht am Satzende, zum Unterstreichen einer Meinungsäußerung

Shiok - amazing!

Walao - um seinen Ärger oder seine Verwunderung auszudrücken.

Singapur ist Kommerz, lah!
Bubble Tea ist einfach shiok.
Walao, Schlangestehen scheint ein Volkssport zu sein.

tbc.

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Dienstag, 19. April 2016
Singapur. CBD
Majulah, Singapura! Vorwärts, Singapur.

So ist die Nationalhymne des kleinen Stadtstaates mit seinen 5.5 Mio. Einwohnern betitelt. Die meisten Bewohner haben chinesische Wurzeln, dann folgen Malays, dann Inder.

Singapur gehörte lange dem britischen Commonwealth an, wurde darauffolgend für kurze Zeit Malaysia einverleibt und errang am 9. August 1965 die Unabhängigkeit. Seither betreibt die regierende People's Action Party ein intensives Nation-building. Das scheint dahingehend zu klappen, dass sich die verschiedenen Religionen (Hindus, Buddhisten, Muslime, Christen und Juden) nicht die Köppe einhauen.

Aber genug des Faktenritts. Yee und buffu stürzen sich sofort in den Central Business District, Sitz der globalen Finanzwirtschaft. Banken, Versicherungen, Hedgefonds sind in den hohen Beton-Glas-Hochhäusern untergebracht. Ihre Sklaven in Anzug und Kostüm durchspülen zur Mittagszeit die Straßen.





Das Marina Bay Sands, ein Drei-Blöcke-Hotel mit Swimmingpool auf dem Dach.



Der Blick ist aus dem 13. Stock der National Library zur Marina gerichtet.



Hochhäuser am Raffles Place, benannt nach dem "Entdecker" Singapurs und Kolonialherren Stamford Raffles.



An der Marina steht eine weiße Statue, halb Löwe, halb Fisch. Es ist der Merlion, das Maskottchen der Stadt. Ununterbrochen muss er Wasser spucken.



Daraus ist das Idiom entstanden "to do the Merlion". Wenn jemand kotzen muss, kann jene Tätigkeit galant umschrieben werden.

Trotzdem schwüle Tropenhitze draußen herrscht und Klimaanlagen in den Bussen und Shoppingmalls und Cafés wüten, findet buffu die Löwenstadt nahe des Äquators urst schau.

tbc.

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Samstag, 16. April 2016
Doha. Qatar
Als das Flugzeug über die arabische Halbinsel in den Wüstenstaat Qatar einschwebt, fragt sich buffu, was da unten ist. Wüste natürlich, aber auch systematisch angeordnete Gebäude wie auf einem Schachbrett. Fabrikhallen? Ölförderanlagen? Parkhäuser für deutsche Panzer und anderes Kriegsgerät?

Gleich dahinter hängt das azurblaue Meer des Golfes, angestrahlt von der aufgehenden Sonne, herum.



Wie geht es bloß den Menschen in einer politisch äußerst instabilen Region? In einem Staat, dessen Staatsreligion der wahabbitische Islam ist, und der sich zugleich weltoffen und fortschrittlich gibt? Immer nur am Meckern in Mekka?

Doha. Die Deutsche Bahn entwickelt eine Hochgeschwindigkeitsstrecke quer durch die Wüste.
Irgendwann soll dort eine Fußball-WM stattfinden. Und moderne Sklavenhaltung wird im Zuge dessen erprobt. Obschon manch ein übergeschnappter bayerischer Kaiser dies verneinte.

6.30 Uhr Ortszeit und buffu verpasst beinahe den Anschlussflug. Überall interessante Menschen, die in ihrem Phänotypus sehr stark vom weißärschigen Europäer abweichen. Und buffu lauscht dem Klang der arabischen Sprache.

Leider drängt die Zeit. Boarding. Sieben lange Stunden später, im Landeanflug, durch Gewitterwolken hindurch setzt das Flugzeug mit dem Onyx-Antilopen-Logo auf dem Asphalt des Changi International Airport auf.

Erste Station: Singapur. Wie im heimischen Tropenhaus.
Und Berlin sechs Stunden voraus.

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Montag, 22. Februar 2016
Am Ende
buffu haut in die Tasten. Leider nicht in die eines Klaviers. Sondern in die eines Notebooks. Wäre es ein Klavier, was würde buffu für epische Stücke komponieren.

Stattdessen ertönt aus dem Soundsystem nicht Mozarts "Eine kleine Nachtmusik", sondern plärrt buffus "Eine kleine Krachmusik" als leidliche musikalische Untermalung der obsessiven Tastenklopperei.

Wochenende? Vorübergehend abgeschafft.
Kneipkuren in Kneipenkulturen? Bis auf Weiteres gestrichen.

buffu ist asozial. Kommunikation nur noch schriftlich, bitte. Aktiver Wortschatz für den mündlichen Gebrauch auf 10 Wörter oder so geschrumpft.

Die Haut weiß wie Schnee, die Augen blutunterlaufen, dabei voll auf Zucker und Koffein. "Mehr Kaffee", röhrt das Hirn und blökt dazu, "gib mir noch mehr Schokolade."

Paktierend mit Mondelez & Co. (oh oh, buffu wirft ihre Ideale über Bord).
Taktierend mit taktilen Fertigkeiten (schreib, Schlampe, schreib).
Momentan stagnierend (oh nein, es klemmt. Aaahhh, wann hört das wieder auf?).

buffu schleppt sich so dahin auf der weißen Einöde des digitalen Papieres. So quält sie das akademische Oeuvre voran, Wort um Wort, Zeile um Zeile.

Jetzt versteht sie: qualitativ kommt von Qual.

Dies ist kein Schreibtisch.
Dies ist ein Folterlaboratorium.

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Sonntag, 31. Januar 2016
Wenn's um Geld geht...
Buffu hat einen Termin bei ihrem Geldinstitut. Eigentlich will sie nur die Chancen ausloten, an eine Kreditkarte für das nächste große Auslandsabenteuer zu kommen.

Der Weg führt über einen unangekündigten Finanzcheck. Buffu versteht zwar nicht genau, was es in ihrem Fall zu prüfen gibt. Aber sei's drum.

Die nette Finanzberaterin hat einen angehenden Finanzberater im zweiten Lehrjahr an ihrer Seite: „Der Jonas* unterstützt mich heute bei dem Finanzcheck. Ich hoffe, dass Sie damit einverstanden sind?“ Der Junge macht also eine Lehre bei der Bank. Was ganz Solides. Aber sei's drum. „Nö, geht schon in Ordnung.“

So sitzt buffu zwei Finanzberatern gegenüber, die sogleich enthusiastisch loslegen. Wie toll doch die Filialen des Geldinstituts im Landkreis vernetzt seien. Wie toll sich das Geldinstitut für die Region einsetze. Und wie toll doch dieser Finanzcheck für die Kunden sei.

Freudig deuten sie mehrmals auf eine bunte Pyramide aus Holz, die auf dem Tisch zwischen uns steht. Buffu erinnert sie an die bunten Ernährungspyramiden, wie sie auf Cornflakesverpackungen aufgedruckt sind. Das Fundament ist grün: Obst und Gemüse. Dann folgt gelb: Getreideprodukte. Die nächsthöhere Stufe ist orange: Fleisch. Das Dach ist signalrot: Süßkram.

Doch im Kontext von Finanzen bedeuten die Farben von unten nach oben gelesen: Service und Liquidität, Absicherung Ihrer Lebensrisiken, Altersvorsorge, Vermögen bilden.

Now goes it right lose. Vorsichtig fragt die Finanzberaterin nach buffus Einkommen. Sie rechnet vor: „10 Prozent des monatlichen Einkommens sollten zurückgelegt werden. Davon wiederum sollte die Hälfte für die private Altersvorsorge genutzt werden. Aber bei Ihnen trifft die Rechnung so natürlich noch nicht zu.“ Wird sie wahrscheinlich nie, korrigiert buffu in Gedanken.

Obschon es (zumindest nach buffus Einschätzung) immer offensichtlicher wird, dass der Finanzcheck ziemlich sinnlos ist, fahren beide unbeirrt fort.
Liquidität: check.

Die Stufe Lebensrisiken beinhaltet Fragen zum Versicherungsschutz. Berufsunfähigkeitsversicherung? Buffumutter hat da irgendwann mal was abgeschlossen. Unfallschutz? Hat buffu bestimmt. Krankenzusatzversicherung? Schulterzucken. Private Haftpflichtversicherung? Kann sein. Hausratversicherung? Buffu muss lachen. Wozu? Für das prähistorische Mobiltelefon (hat vielleicht bald Sammlerwert)? Für den toten tragbaren Rechner?
Dennoch: check.

An die Punkte Altersvorsorge und Vermögen bilden kann sich buffu kaum mehr erinnern. Riestern und Rüruppen kamen vor. Und Fragen nach Bausparverträgen, Immobilienkauf (nicht in diesem Leben!), Autokauf (falsch, Autoverkauf! Der Bulli gammelt seit über einem Jahr kaputt, denkt buffu betrübt), Familie gründen (guter Witz!) prasseln auf buffu ein.

Sorry, wenn buffu nicht in das von gewieften Finanzexperten entwickelte Finanzcheck-Schema passt. Was ist denn jetzt mit der Kreditkarte?

Die Finanzberaterin erklärt, dass buffu das Konto zum Studententarif nicht mehr lange nutzen darf. „Sie sind ja schon etwas älter...“ setzt sie an. „Ja, nennt sich Langzeitstudentin“ kommentiert buffu vergnügt. „Aber Sie haben ja immer was gemacht, oder?“ fragt sie. Häh? Was soll die Frage? Natürlich hat buffu immer was gemacht, buffu war zwischendrin ja nicht tot, oder so.

Das Onlinebanking sei eine gute Alternative. „Jeder junge Mensch hat ja heutzutage ein Smartphone“, gibt sie sich überzeugt. Ah, mmh, nun, buffu nicht. Für einen kurzen Moment herrscht Stille. Doch im nächsten Augenblick haben sich die Beiden gefangen und lächeln. Man einigt sich auf das SMS-TAN-Verfahren. „TAN steht für Transaktionsnummer“, erläutert die nette Finanzberaterin. "What you not say", denkt buffu genervt.

Nach einer geschlagenen Stunde Herum(be)raterei entwickelt sich das Gespräch in die gewünschte Richtung. „Ich muss mich schlau machen, ob Sie eine eigene Kreditkarte bekommen können. Eventuell müssen wir das über Ihre Mutter laufen lassen“, erläutert die nette Finanzberaterin. Aha.

Das war's. Wichtigtuerisches Händeschütteln. Man verabredet sich zu einem neuen Termin im Februar.

Eine Erkenntnis bleibt:
buffu fällt durch das bürgerliche Raster.
Und findet's ziemlich geil.


*Name geändert

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Sonntag, 10. Januar 2016
Porto. Espinho. Paramos.
Buffu kurzurlaubte an der portugiesischen Atlantikküste. Und schwelgt nun in feinsten Erinnerungen. Ein paar Eindrücke gibt sie preis.

Die Altstadt Portos am Rio Douro.



Casa da Musica.



Mercado Ferreira Borges.



La mer.





Buffus künftiges Ferienhaus. Sobald buffu in Import/Export macht, läuft die Sache.. Gönn' dir.



Bolo reis (Königskuchen).



Kulinarisch lernt buffu viele Leckereien kennen: Quiche, salgados, pastel de nata, francesinha. Passt perfekt zum Espresso.

Und Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. Buffus neue Liebe zu Portugal auf jeden Fall.

Familienanschluss findet buffu in Paramos, Heimatort lenis. An langer Tafel wird in geselliger Runde gespeist und getrunken und gelacht. Der Tisch ächzt unter Bergen von Grünkohl, Kartoffeln, Kabeljau, Kuchen, Gebäck, Portwein, Rotwein, Glühwein.

Alle erzählen wild durcheinander. Schade, dass buffu nicht so viel versteht, trotzdem leni tapfer übersetzt. Allerdings wird buffu unter größtem Gelächter das Fluchen beigebracht: caralho!

Von der Gastfreundschaft ist buffu schlichtweg umgehauen. Fixe (sprich: fiesch; cool)!

Später am Abend im Auto nach Porto gebraust, Feuerwerk an der Avenida dos Aliados geguckt, dann von einer Party zur nächsten gezogen, rauchend, trinkend, tanzend. Auf viele wundervolle Menschen getroffen. Morgens um 5 Uhr beginnt noch ein wundersames Wohnzimmerkonzert.

Es dämmert im Osten, als leni und buffu von der Nacht zerschossen im Zug zurück nach Espinho sitzen.

Nur die Zeit arbeitet unverblümt gegen buffu. Ein letztes Mal in Esmoriz das Meer gegrüßt, ein letztes Mal mit der großen Familie zusammengesessen, ein letztes Mal dies, ein letztes Mal jenes..

Eindeutig zu früh abgeschoben im Billigflieger zurück in den Eisschrank B.

Buffu verspricht, im Sommer wiederzukommen.
Muito obrigada.
Até já.

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