Montag, 7. September 2015
Ein Tag in... Redefin
Schlagartig ist Herbst. Die Freiluftkinosaison geht zu Ende und buffu schmollt ganz bitterlich, denn buffu hat's wieder nicht nach F'hain geschafft.

Der Regen schwemmt, der Wind peitscht buffu und buffumutter in die Griese Gegend.

Mitten im grünen Nichts versteckt sich das Landgestüt Redefin. Wir betreten neugierig das weitläufige Gelände, durchstreifen die Ställe, streicheln hie und da die weichen, warmen Pferdeschnuten.

Auf dem alten Paradeplatz vor dem Hauptportal..



gibt's ein wenig Reiter-Action.

Die ungarische Post.



Hoch zu Ross, die feine, aus der Zeit gefallene Dame des Barock.



Der Name ist Programm: Pferd "Sonnenschein" schnauft in schönster Nachmittagssonne.



"Sonnenschein" weg, Regen zurück. Der Zweispänner zieht dennoch seine Runden.



Am Abend gibt's endlich, ganz klassisch auf die Ohren. Wir horchen gebannt dem Streichensemble um Anne-Sophie Mutter.

Krzysztof Pendereckis postmodernes Werk versetzt buffu augenblicklich zurück nach Auschwitz, so düster, so aufwühlend, so gespenstisch.

André Previns Nonett und Bachs Doppelkonzert in d-Moll lassen aufatmen, erleichtern, erheitern.

Vivaldis "Die vier Jahreszeiten" beschließen den virtuosen, famosen Abend. Welch seltener Gänsehautmoment.



In Redefinchen
klagte einst ein Violinchen;
das Violincello verzog darauf kein Mienchen,
der Kontrabass dagegen moserte - in Redefinchen:
"Was soll der Terz? Das ist doch wohl ein übler Scherz!"

Auch der Abend zuvor bot schon viel und wunderschöne, diesmal gesungene Musik. Zu vorgerückter Stunde schmetterten die AtzInnen ihr Repertoire in die Kirche. Aufwachen! Raindrops are falling! Und dort zieht eine "Stormfront" auf! Here comes the sun! Auf, auf, walking on sunshine! Und kurz danach "walking into bed" rein..

Nun ersäuft buffu in Arbeit. "Halt die Schnauze, frisch ans Werk, und verdien'!" hallt Deichkind durch den Kopf. Jaja.

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Dienstag, 25. August 2015
Ein Wochenende in... Swinoujscie
Yeah, Ferien! Buffu ist außer Rand und Band, und überschreitet freudetaumelnd eine Grenze.

Siehe da, buffu ist zurück in Polska! Die baren Füße tief in feinstem Ostseesand vergraben, das blanke Gesicht dem zänkischen Ostwind entgegen gestreckt, lauscht buffu verträumt dem Rauschen der Ostsee.





Mit dem Fahrrad geht es zuerst an die Mühlenbake auf der Westmole. Die drei Kaiserbäder Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin grüßen aus der Ferne.





Dann ziehen "Fort Zachodnia" (Westfort) und "Fort Aniola" (Engelsburg) vorbei. Swinemünde war seit preußischer Umtriebigkeit Mitte des 19. Jahrhunderts Festungs- und Garnisonsstadt.

Schweigsam radelt buffu weiter an der Swina entlang. Ein Angler, ein Hund sind ihre Passanten.





Ab durch die Stadtmitte, einen Kiefernwald durchquerend, auf die Fähre und schließlich Ankunft in Karsibór (Kaseburg) am Stettiner Haff.

Wir graben uns tiefer und tiefer in die Halbinsel. Weite Felder begleiten uns. Der Wind lässt das Schilf applaudieren.



Zurück geht's über die Halbinsel Wollin nach Warszów. Die Stadtfähre entlässt uns am Anleger Swinoujscie. Der letzte Streich des Tages ist ein Zywiec an der Promenade.

Wenig überraschend kommt der Abschied viel zu zeitig. Ein knapper Halt in den drei Kaiserbädern kürt die kurze Auszeit. Oh, ein Klavier, ein Klavier am Sandstrande von Ahlbeck!



Ein prächtiger doppelter Regenbogen erstrahlt am Horizont und entlässt uns vergnügt in die Heimat.



Und jetzt? Brombeeren schmausen, Pilssuppe schnabulieren und Füße hochlegen. Leider hat buffu schon bald eine Audienz bei dieser lärmigen, holternden-polternden Spreediva.

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Mittwoch, 19. August 2015
Bremerhaven. Komödie in 5 Akten
1. Akt: Der Fausan

Ein störrischer Verkehrsinfarkt marodiert durch den Fischereihafen. Das Höllenrad hämmert alptraumhaft. Ein Lächeln ist ins Gesicht gemeißelt, zur Grimasse verzogen. Unbeeindruckt von allem stolziert der fabelhafte Fausan an uns vorbei. Würdevoll zieht er in den düsteren Wald und wappnet sich für die Schlacht.

2. Akt: Das ist mir schnuppe

Man übt sich in 30 sekündiger Konversation mit dem Bürger. Auf welchem Niveau, ist nebensächlich.

Man übt sich im Strichlistenanlegen. SG brilliert. Buffu scheitert brillant.

Der Tag wird Dämmerung wird Nacht. Die Blicke wandern sehnsüchtig in den Sternenhimmel. Ein sterbender Stern verabschiedet sich mit mächtig prächtigem Feuerschweif.

3. Akt: Von Bibern und Beutelratten

Und täglich grüßt uns ein gestört drein blickender Biber vom Wappen des Ortes Beverstedt. Dagegen wappnet sich buffu auf dem Rückweg lieber mit einer Bierflasche. Biber sind schließlich nachtaktiv.

Doch zuvor übt man sich stundenlang im lethargischen Wechselspiel von Stoffbeutelpacken und Drehen des Höllenrades. Wendet man sich ab, schlägt sofort die Beutelratte zu, krallt sich den Beutel und lässt den Inhalt wie ausgekotzt zurück.

Buffu entkommt für kurze Zeit und blickt verträumt auf das Farbenspiel auf der Weser.





Dumm nur, dass Helgoland Tränen triggert in der Nacht.

4. Akt: Du musst besoffen bestellen

Der Rhythmus hat uns schon längst gekriegt, eingeholt, überholt. Erneut wird die Motivation zusammengekratzt. Das Kompendium falsch verstandener Liedtexte bedeutet ein vorletztes Aufbäumen. Wir haben bereits einen Mann verloren.

Doch Herr K, SG und buffu schaffen's irgendwie. Zurück geht's vorbei an boshaften Bibern und fantastischen Fausanen. Ankunft im Garten in Stockfinsternis.

5. Akt: Demontiert

"Ist das umsonst? Kostet das was? Darf ich das mitnehmen? Auch zwei?" Hinaus mit der Bückware. Hinfort mit den Broschüren. Die Sail geht zu Ende. Wir sind im Eimer.

Auto satteln. Noch Bier an der Tanke ziehen. Im Hellen im Garten ankommen.

Klong und Prost. Der Vorname Gorbatschows? Wodka.

Epilog

Der Abschied kam. Der Regen blieb. Die Einen fuhren nach Berlin, buffu nach Worpswede. Volle Breitseite Impressionismus, Expressionismus, Neue Sachlichkeit und Art Nouveau in vier Museen wartete in der Künstlerkolonie.

Leben und Werk der vier außergewöhnlichen Künstlerinnen Paula Modersohn-Becker, Ottilie Reylaender, Jeanne Mammen und Käthe Kollwitz standen im Mittelpunkt.

Künstler, wie Otto Modersohn, Fritz Mackensen und Heinrich Vogeler, drückten sich höflich im Hintergrund herum.





Auf Worpswede folgte Bremen, rundum authentisch mit norddeutschem Schietwetter.





Auf Bremen folgte das Meer im Osten. Endlich.

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Freitag, 31. Juli 2015
Kyiv. Link
More pics. Mehr Bilder.

https://historicityandpostrevolution.wordpress.com/

All credits go to Johann who is one of the organisers of the summer school.

Enjoy. Viel Vergnügen.

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Dienstag, 28. Juli 2015
Mykolaiv. Süd-Sowjetisch
Im Minibus rumpeln wir in den Süden, flankiert von Feldern voller Sonnenblumen bis zum Horizont.

Die Sonne glüht gleißend heiß auf uns herab. Wie Weihnachtsgänse werden wir sieben lange Stunden langsam knusprig geschmort.

Die besondere Note verleiht uns ein Stopp am Atomkraftwerk.



Wir sind gut durch, als wir ankommen in der Prachtstraße "Prospekt Lenina", nach W.I. Lenin benannt.



Die sowjetische Vergangenheit ist nicht zu leugnen, weder im Hotel 'Nikotel'..



..noch in der Stadt selbst.



Sehen Sie hier eine typische Toilette in der Universität Petro Mohyla. Selbstredend ohne Klopapier.



Ebenfalls typisch ist das spezifische Vokabular. Wer ist hier verantwortlich? Der Administrator. Und wo ist er? Natürlich nicht da.



Aufgrund der siedend heißen Temperaturen gönnen wir uns eine abendliche Lernpause und wechseln zum Studieren der Cocktailkarte. Finde: Sex on the Beach, Gin Tonic und Bahama Mama.





Prost! Slava Ukrainii!

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Montag, 27. Juli 2015
Kyiv. Am Anfang ist der Mythos
Es waren einmal drei Brüder Kyj, Schtschek, Choriw und ihre Schwester Lybid. Die bauten Dörfer auf drei Hügeln und eine Festung. Diese benannten sie nach dem ältesten Bruder Kyj. Kyiv bedeutet also "Stadt von Kyj".

Ein Denkmal am Maidan Nesaleschnosti (Unabhängigkeitsplatz) neben dem Unabhängigkeitsdenkmal zeigt die Gründerbande.



Blättert man einige Kapitel in der nebulösen Gründergeschichte weiter, so wurde Kyiv zur fürstlichen Residenz der Kyiver Rus deklariert.

Kyiver Rus gilt als Wiege von Russland, Belarus und der Ukraine. Basierend auf diesem faktenlahmen, nicht zu verifizierenden Mythos behauptet Wladimir P. ganz zu Recht, einen legitimen Anspruch auf Kyiv zu haben.

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Samstag, 25. Juli 2015
Vokabel des Tages
Blues Bar. Auf Ukrainisch.

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Kyiv. Tag 7
Die Tage verfliegen allzu rasch. Es bleibt kaum Zeit zum Durchatmen, zum Verweilen.

Zwischen Vorlesungen und Exkursionen bricht buffu ein winziges Stückchen Zeit heraus, Eindrücke zu sammeln.

Die Kirche des Heiligen Andreas ist ein Steinwurf vom Hostel entfernt, wenn man den Stein weit und hoch genug den steilen Anstieg werfen kann.



Gebäudefront an der Hrushevskoho-Straße. Dort haben sich Maidan-Aktivisten im Januar 2014 schwere Kämpfe mit den Berkut-Einheiten der Staatsmacht geliefert.



Hinter dem Eingang zum Dynamo Kiev Stadion entfaltet sich der Marijnskyi Park, wo Menschen gegen Geld Anti-Maidan-Proteste inszenierten.



Eine Statue, die den Unabhängigkeitsplatz überschaut. Aberglaube meint, diese Figur hätte negativen Einfluss.



Bogdan Chmelnitski, ein Nationalheld der Ukraine. Er war zunächst wohl höchst russlandaffin, als er so gegen das polnisch-litauische Empire kämpfte. Er ruderte jedoch bald zurück und gründete jedenfalls den ersten Kosakenstaat.



Ein vom kunstverrückten Oligarchen Viktor Pinschuk finanzierter Skulpturenpark, unweit vom Hostel, liegt hoch oben auf einem Berg, mit vortrefflicher Aussicht.



Der Maidan Nezaleschnosti ist kleiner als gedacht. Kaum vorstellbar, wie hier drei Monate lang, insbesondere an Sonntagen, mehr als 1 Million Menschen demonstriert haben. Über dem Platz prangt jedenfalls das Unabhängigkeitsdenkmal.



Es folgt eine Kurzzusammenfassung: Ukrainisch zu lernen läuft 'jako tako'. Die Intonation ist schwierig, verfuchst nochmal!

Wir trafen auf Maria Berlinska, die sich in einem Freiwilligenbattalion engagiert. Sie bringt gestandenen Männern bei, wie man eine Drohne fliegt.

Wir besuchten das 'Ukraine Crisis Media Center' und die Online TV Station 'Hromadske.tv'. Alles oligarchenfreie Zone.

Das Leben als Vegetarierin ist eine Herausforderung, Salat auf Griechisch wird buffu bald aus den Ohren herausquellen.

Es gibt keine Erdbeeren..! Blaubeeren, Aprikosen und Johannisbeeren kompensieren hinreichend den Verlust.

Es ist sehr heiß. Und morgen wird es noch heißer. Denn es geht in den Süden. Buffu krallt sich verzweifelt fest an einer Flasche Kbac (Kwas).

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Dienstag, 21. Juli 2015
Vokabel des Tages
Surzhyk (etwa: SUrschuk). Bezeichnet eine linguistische Mischform des Ukrainischen und des Russischen.

Sie manifestiert die enge Verknüpfung der beiden Sprachen und Nationen.

In der Ukraine scheinen die Menschen hin- und hergerissen. Mal wird Ukrainisch gesprochen, mal Russisch, situations- und kontextabhängig. Andere wiederum sprechen eben diesen Surzhyk-Hybrid.

Was macht Sprache mit nationaler Identität? Führt die Doppelspitze von Ukrainisch und Russisch zu Zerrissenheit oder Zusammenhalt in der Ukraine?

Das sprachliche Rätsel ist knifflig, aber unlösbar?

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Sonntag, 19. Juli 2015
Kyiv. Tag 1


Es ist mächtig heiß. Der gelbe Feuerball glüht am Himmel. Ein prächtiger Sonntag in der Metropole.

Buffu fährt an den Strand, in bester Gesellschaft eines Zimmergenossens aus Australien. Der Rhein ist übrigens ein Scheiß gegen den Dnieper.



Drüben erheben sich massige Wohnblocks und ein Gotteshaus in (post)moderner Gestalt.



Buffu steckt mal die Füße ins Wasser, fährt mit der Metro, probiert eine erste Auswahl der ukrainischen Küche. Varenyky (die ukrainische Version der "pierogi ruskie", mit Kartoffeln gefühlte Teigtaschen), Zitronenkuchen und Kompot stehen hoch im Kurs.

Auch sieht buffu die notorischen Mashrutki (Kleinbusse, die quasi alle Destinationen im Land ansteuern) an sich vorbeirauschen.



Jedenfalls: to dobrze, alles tutti. Buffu fühlt sich wohl. Morgen wird's dann ernst.

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Montag, 13. Juli 2015
Ein Wochenende in... Düsseldorf
Das erste Mal fährt buffu in den Pott. Bis hinein in die Landeshauptstadt. Es ist Frankreichfest. Oh, oui. Avec plaisir. Vin et fromage, baguette et croissant, et plus de vin..



Auf dem Burgplatz sammeln sich französische Oldtimer zu einer Ausfahrt und mittendrin ein Bulli.



Ein Abstecher an den Rhein muss sein. Links drückt sich die Rheinkniebrücke ins Bild. Am anderen Ufer türmen sich Fahrgeschäfte für die baldige "größte Kirmes am Rhein". Die fünfte Jahreszeit reicht offenbar nicht, die Rheinländer zu unterhalten.



Das Rathaus sonnenbadet.



Das Reiterstandbild von Jan Wellem, ein einstiger Kurfürst von der Pfalz, wacht über den Marktplatz.



Auf der Kö(nigsallee) rümpft buffu die Nase über die Geschäfte. Andere Liga, alles schöner Schein. Die Gelfrisur mit Polohemd watschelt in den Armani Store. Der Hungerhaken mit schwerer Parfumwolke stöckelt zu American Apparel.



Passend zum thematischen Dauerbrenner der Reise kommt buffu am Platz der Deutschen Einheit mit postmodernem Denkmal vorbei.



Und buffu erhält eine Lektion im Düsseldorfer Platt und "ön äschte Düsseldorfer Spezijalität" als kleines Gastgeschenk: Killepitsch.



Dies ist ein Kräuterlikör, den man, so wird es buffu empfohlen, vor dem hier gebrauten Altbier trinken sollte. Wenn man denn beabsichtigt, Altbier zu trinken.

Außerdem lernt buffu den lustigen Brauch des Radschlagens kennen. Ein Mal im Jahr nehmen mehrere hundert SchülerInnen an einem Wettbewerb teil, wer das schönste Rad schlage.

Trotzdem das Bier nicht schmeckt, findet buffu Gefallen am Dorf an der Düssel. Insbesondere die rheinischen Frohnaturen, denen buffu begegnet, machen die arbeitsreichen Tage sehr viel unterhaltsamer.

Und was buffu ab jetzt immer mit Düsseldorf assoziieren wird: die Fußgängerampeln hier haben eine Gelbphase.

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